Klüger werden mit Pablo de Villar, Rueda

Pablo de Villar, der Macher von „Oro de Castilla“

Verdejo, Du zähes Biest

Karnevalsflüchtlinge in Madrid
Karnevalsflüchtlinge, die wir sind, landen wir am 12. Februar in Madrid. Von hier aus geht es 170 km Nordwest bis Rueda. Aber zuerst bummeln wir mal… und begegnen dem Karneval dann doch – in seiner alkoholfreien Variante auf der Plaza Major. Theaterdonner, Drachen, Stelzenläufer. Es spielt die Walküre von Richard Wagner. Schon anders hier, der Karneval.

Am nächsten Tag verlassen wir Madrid im Mietwagen. Bei blauem Himmel tauchen wir in den langen Tunnel der Bergkette Sierra de Guadarrama. Bei Schneesturm kommen wir wieder raus. Sag Hallo zu Nord-Spanien!

Bodegas Hermanos del Villar, Rueda
Wir haben einen Termin bei Pablo de Villar. Sein Weingut verfügt über 150 Hektar Weinberge in dem geschützten Anbaugebiet D.O. Rueda. Hier pflanzt man Verdejo und Sauvignon Blanc. Pablo war selber lange Vorsitzender der D.O. Rueda und nahm so Einfluss auf das hohe Qualitätsmaßstäbe der gesamten Region. Mister Verdejo, unser Spitzname für Pablo 😉

Trocken, staubig, Rueda
Unser Mietwagen rollt ins Dorf: Rueda. Namensgeber für das gesamte Anbaugebiet. Eigentlich nur eine gerade Straße, trocken, staubig – prima Kulisse für Italo-Western! Hier also kommt einer der berühmtesten Weine Spaniens her? Eine flache Hochebene, 800 Meter über Normalnull, karge Böden, krasses Kontinentalklima: Schnee im Winter, Trockenheit im Sommer mit Temperaturschwankungen von nachts 10° C. auf tagsüber 35° C. Die Pflanze die hier nicht verreckt, ist ein zähes Biest. Wie die Verdejo-Rebe.

Mister Verdejo @ work
Pablo liebt das. Je karger desto besser. Stolz zeigt er die Steine in seinem Weingarten. Und dieses wechselhafte Klima? Die Reben passen sich an, wurzeln tief, werden stark. Das gibt Frucht und Frische. Pablo will Rebsorte und Boden zusammen ins Glas bringen – die Weinwelt nennt das ja gerne „Terroir“. Das macht viel Arbeit: Nächtliche Weinlese, um die Trauben vor der Sonne zu schützen. Eigene Natur-Hefen – riskant, schwer zu kontrollieren – aber unverwechselbar. Und natürlich: Reifung, lange Standzeit auf den Hefen, auch schonmal im großen Holzfass.

Seine Weine Oro de Castilla sind die Belohnung. Hocharomatisch. Unverwechselbar. Von der Fachpresse über den Klee gelobt. Und bei uns im Lädchen absolute Bestseller.

Ein Seitenblick auf den (deutschen) Weinmarkt
Ich bin noch nicht so lange in der Branche, deshalb frage ich Pablo einfach mal: „Wie siehst Du das mit den großen Filialisten – sind das auch Deine Kunden?“ „Guido, die wollen 50% Deiner Produktion, im ersten Jahr. 70% im zweiten. Im dritten Jahr sagen sie Dir, sie wollen mehr und Du musst was an den Preisen tun. Also fängst Du an, an der Qualität zu schrauben.“

Also lieber 1.000 Kunden als 10. Und da sind wir sehr froh drüber.

 

Reisende: Gudrun Heinen & Guido Zech  |  Autor: Guido Zech