Anchovis & Txakoli bei Txomin Etxaniz

Weinberge der Bodega Txomin Etxaniz

Ist der Wein das wert – die ganze Arbeit?

Besuch beim Weingut Txomin Etxaniz in Getaria, Baskenland
Das Städtchen Getaria ist ein recht kleiner Fischerort an der Biskaya-Küste – aber der Hafen hat durchaus Bedeutung: Hier liegen ca. 8–10 Fisch-Trawler, so an die 40 Meter lange Schiffe für vielleicht 8 Mann Besatzung. Keine Fischfabriken also, aber man kann schon mal 4 Tage raus. Und gefangen wird hier: im Herbst Bonito, der kleine Edel-Thunfisch, im Frühjahr Anchovis (oder umgekehrt?). Womit wir nun endlich beim Txakoli wären.

Die Sardelle macht demütig
Denn die stellt uns Mikel, die nächste Generation der Bodega Txomin Etxaniz, zur Weinprobe auf den Tisch. Die Anchovis. Selbst eingelegt. Und wer jetzt an die salzig-gruftige Sardelle von Pizza Luigi denkt: Fehlanzeige. Schon diese Anchovi – fest im Fleisch, Knack im Biss und eben überhaupt nicht versalzen – also alleine dieser kleine Fisch ist ein Grund, immer wieder ins Baskenland zu fahren. Nein, in Deutschland gibt’s die nicht. Ab und zu legt mir Mikel ein kleines Päckchen auf die Palette, und die sind dann aber echt privat!

Der Weinberg macht nachdenklich
Womit wir nun endlich zum Txakoli kommen. Warum ist der denn nur so teuer? Siehst Du sofort. Steile Weinberge, die direkt ins Meer zu fallen scheinen: schön, aber Du musst jede Traube auf dem Rücken rausschleppen. Dann werden die Reben in der Pergola-Erziehung gezogen – zum Schutz gegen Fäulnis – und das bedeutet, die Trauben baumeln über’m Kopf. Weinlese dürfte sich also anfühlen wie Decke streichen im Flughafen. Und überhaupt regnet es hier heftig & häufig – und die Reben schießen ins Kraut. Vier bis fünf Mal Grünschnitt im Jahr – das ist Arbeit!

Der Geschmack entscheidet
Womit wir dann also endlich beim Txakoli wären. Zu selbst eingelegten Anchovi ein Hit! Aber: So ein schlanker, stark moussierender Weisswein, grasig, aber wenig Frucht, dafür säuerlich und ein wenig salzig, geschliffen, vielschichtig. Ist er das wert, die ganze Arbeit? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Mikel hat sich dafür entschieden. Gottseidank!

Reisende: Gudrun Heinen & Guido Zech  |  Autor: Guido Zech